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Timişoara: Tipps für die Kulturhauptstadt 2023

Die Kulturhauptstadt Timişoara ist definitiv eine Reise wert. Wir stellen euch die rumänische Stadt vor, geben euch persönliche Reisetipps und zeigen euch die Highlights und Sehenswürdigkeiten von Temeswar.

Der Piata Unirii ist der zentrale Platz in Timișoara

Mit seiner reichen Geschichte, der lebendigen Kulturszene, den belebten Terrassen und Cafés und den zahlreichen Studenten ist Timişoara in Rumänien eine Stadt, die man für die nächste Städtereise unbedingt auf dem Zettel haben sollte. Sie kommt mit einer bewegenden Geschichte daher. So können Besucher im „Klein-Wien“ im Handumdrehen in die Geschichte eintauchen und dabei auch ein großes deutsches Erbe am eigenen Leib erfahren. Es wartet eine gute Gastroszene mit großartigen rumänischen und banatschwäbischen Gerichten und so einige Sehenswürdigkeiten in perfekter Postkartenidylle. Nicht zuletzt gilt Timișoara (bzw. Temeswar oder Temeschwar) als Modell für gelungenes multiethnisches und multikonfessionelles Zusammenleben in Rumänien und als Beispiel für Europa. Vorhang auf für die Kulturhauptstadt Europas 2023!

Hinweis: Dieser Beitrag ist eine Reise in die Vergangenheit mit persönlicher Note. Denn Temeswar ist die Stadt meiner Vorfahren, die ich aus Erzählungen, von Besuchen, Begegnungen und Gesprächen kenne und zu der ich eine starke emotionale Bindung habe. Alle hier erwähnten Tipps für Timișoara sind alles andere als 08/15, sondern echte, persönliche Empfehlungen.

Mehr Reisetipps für Temeswar:

Der Piata Unirii ist der zentrale Platz in Timişoara
Der Piata Unirii ist der zentrale Platz in Timișoara

Karte

Das am südöstlichen Rand der Großen Pannonischen Tiefebene („Nagyalföld“) zwischen mittlerer Donau, unterer Theiß, Marosch und den Ausläufern der Südkarpaten gelegene Gebiet heißt Temeswarer Banat. Ein „Banat“ (ung. „Bánság“) kennzeichnete eine ungarische Grenzprovinz, die durch einen Beamten mit dem Titel „Ban“ (Befehlshaber einer Grenzregion ähnlich: Markgraf) verwaltet wurden. Nach den Türkenkriegen gab es nur noch eines dieser Banate, das Banat von Temesvár.

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Timișoara

Timișoara ist wirtschaftliches, kulturelles und geistiges Zentrum des Banats. Die Stadt liegt auf 45° 45′ nördlicher Breite und 21°13′ östlicher Länge im Südosten dieses Pannonischen Beckens. Sie ist mit ca. 319.279 Einwohnern (2011) die drittgrößte Stadt Rumäniens.

Timișoara, Temeswar, Temesvár oder Темишвар (Temišvar)?

Den Namen verdankt Temeswar dem Fluss Temesch (rum. Timiș; serbisch Tamiš), dessen Flussbett fast 10 km südlich der Stadt liegt. Durch die Stadt fließt der schiffbare Begakanal. Der Zusatz „war“ ist die eingedeutschte Form des ungarischen vár (= Burg), so entstand der deutsche Name der Stadt Timișoara: Temeswar. Seit etwa 1920 wird auch die Bezeichnung Temeschburg verwendet. In Österreich und vielen banater Dörfern wird bzw. wurde auch Temeschwar verwendet.

Als der Bürgermeister der Stadt, Dominic Fritz, bei einem Themenabend in Berlin im November 2022 gefragt wurde, wie man die Stadt auf Deutsch nennen solle (Temeswar, Temeschwar, Temeschburg), antwortete dieser pragmatisch: Man könne alle Bezeichnungen verwenden. Dies ist richtig. Historisch ist die Bezeichnung „Temeswar“ indes verbürgt, wie es in den Karten der Josephinischen Landesaufnahme von 1769 bis 1772 vermerkt ist. Die Habsburger übernahmen dabei die bereits bestehende geografische Bezeichnungen der dortigen ungarischen Adeligen, die ihre Stadt Temesvár nannten.

Alte Karte von Timişoara: Temeswarer Banat (1769–1772) - Josephinische Landesaufnahme; Quelle: Österreichisches Staatsarchiv
Temeswarer Banat (1769–1772) – Josephinische Landesaufnahme; Quelle: Österreichisches Staatsarchiv

Kulturelle Vielfalt

Seit Generationen leben in Timișoara Rumänen, Deutsche, Ungaren, Serben, Juden, Kroaten, Italiener, Bulgaren, Roma, … friedlich zusammen. Orthodoxe Gläubige, Katholiken, Juden, Protestanten, Lutheraner, Reformierte, Muslime und andere Konfessionen praktizieren frei ihre Religion.

Die vielen, neben- und miteinander lebenden Nationen verleihen der Stadt den spezifischen Charakter, der durch Toleranz, Vielsprachigkeit und kulturelle Vielfalt gekennzeichnet ist. Dies gilt immer noch, trotz gravierender ethnischer Verschiebungen innerhalb der Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten.

Timișoara ist Sitz eines rumänisch-orthodoxen Metropoliten, eines römisch-katholischen und eines serbisch-orthodoxen Bischofs. Im Oktober 2011 hatte Timișoara 319.279 Einwohner, davon 85,5 % Rumänen, 7,5 % Ungarn, 2,25 % Deutsche, 2 % Serben, 1 % Roma. Das vorläufige Ergebnis der letzten Volkszählung (2022) geht von 250.849 Einwohnern aus. Der unglaubhafte Rückgang um 21,4 % liegt sicher am fehlerhaften Zählverfahren, wurde aber bisher nicht korrigiert.

Am Piata Unirii in Timişoara findet ihr die typische Architektur der Stadt wider
Am Piata Unirii findet ihr die typische Architektur der Stadt wider

Kulturhauptstadt Timişoara

Die Aktion „Kulturhauptstadt Europas“ ist eine Initiative der EU, die darauf abzielt, „den Reichtum und die Vielfalt sowie gemeinsame kulturelle Aspekte in Europa zu unterstreichen, und die Absicht verfolgt, dazu beizutragen, die Völker Europas einander näherzubringen und das gegenseitige Verständnis zu verbessern“. Zu den Zielen der Aktion gehören „einerseits Wahrung und Förderung der Vielfalt der Kulturen in Europa, Hervorhebung ihrer Gemeinsamkeiten und Förderung des Gefühls der Zugehörigkeit zu einem gemeinsamen Kulturraum sowie andererseits Förderung des Beitrags der Kultur zur langfristigen Entwicklung der Städte auf wirtschaftlicher, sozialer und urbaner Ebene entsprechend ihren jeweiligen Strategien und Prioritäten“.

Timişoara/Temeswar ist Europäische Kulturhauptstadt 2023 – gemeinsam mit der ungarischen Kleinstadt Veszprém (dt. Weißbrünn) am Nordostufer des Balaton und dem griechischen Dorf Elefsina (Ελευσίνα, dt. Eleusis) nordwestlich von Athen. Nach Fünfkirchen/Pécs in Ungarn (2010) und Neusatz/Novi Sad in Serbien (2022) ist Timișoara die dritte europäische Kulturhauptstadt mit donauschwäbischer Vergangenheit.

Schnell zeigen sich Unterschiede und Fähigkeiten der drei Kulturhauptstädte:

Veszprém

Veszprém arbeitet gemeinsam mit über 120 Siedlungen aus den Regionen Balaton und Bakony zusammen. Sie werden ein Programm mit ca. 300 Events verwirklichen und die gesamte „Region in einen Erlebnisraum“ verwandeln. Die offizielle Website gab es lange vor der dortigen Eröffnungsfeier am 21.01.2023. Sie ist dreisprachig – in ungarisch, deutsch und englisch. Sie enthält Sehenswertes dieser Kleinstadt, Insider-Tipps, Veranstaltungen und praktische Infos (Unterkünfte, Parkmöglichkeiten, virtuelle Touren, Stadtführungen, …).

Timișoara

Anders bei Timișoara. Das Umland der Stadt ist nach 1989 gänzlich der Lethargie überlassen und kulturell nicht existent. Die Mitarbeit umliegender Gemeinden ist auch gar nicht erwünscht. Der Internetauftritt von Timișoara (Website) ist leider nur in rumänischer und englischer Sprache verfügbar. Deutsch fehlt und Ungarisch wurde inzwischen gelöscht. Das ist ein Kardinalfehler. Wo bleibt das in allen Sonntagsreden viel beschworene multiethnische Element? Ohne das Erbe der Deutschen gäbe es Timişoara, wie wir es heute kennen, nicht. Der Weitsicht der Habsburger ist es zu verdanken, dass hier eine Vielvölkerstadt, basierend auf einem deutschen Fundament, entstand. Zudem ist ein „Erheblicher Beitrag Deutschlands“ (Raluca Nelepcu, ADZ am 21.02.23) zur Realisation des Kulturhauptstadtjahres zu verzeichnen.

Kaum zu glauben, dass selbst der Bürgermeister Fritz von der „historisch gewachsenen Multikulturalität“ spricht, die deutsche Vergangenheit aber ignoriert. Die deutsche Geschichte und Tradition der Stadt finden in seinen Reden kaum Erwähnung (Quelle: Banater Post vom 20.02.23 „Temeswar im Focus der Medien“).

Es ist zu erwarten, dass sehr viele deutschsprachigen Besucher in die Stadt kommen werden. Deshalb ist das Fehlen der deutschen Sprache ein Affront und erinnert viele Ex-Banater und Ex-Temeswarer an dunkle Zeiten. Warum weisen Institutionen aus Österreich und Deutschland, wie z.B. das Deutsche Kulturforum östliches Europa, nicht auf das Manko hin und drängen auf mehr Kommunikation in deutscher Sprache?

Das Jahr 2023 bietet die historische Chance, Timişoara in Europa bekannt zu machen, sie in die Reihe sehenswerter und kulturell eindrucksvollen Städte einzureihen. Zu den Zielen der Aktion „Kulturhauptstadt Europas“ gehören „Wahrung und Förderung der Vielfalt der Kulturen in Europa, Hervorhebung ihrer Gemeinsamkeiten und Förderung des Gefühls der Zugehörigkeit zu einem gemeinsamen Kulturraum“. Im Ausland gibt es indes zu wenige wahrnehmbare Hinweise auf die Kulturhauptstadt Timișoara. Es gab zwar im deutschsprachigen Raum einige Beiträge im Radio, TV oder manchen Printmedien – leider kurz, ohne Tiefgang und z.T. sonderbar anmutend. Wo bleiben Tourismusverbände und Stadtschreiber, die im Vorfeld auf Sehenswürdigkeiten, Historisches und Kulturelles europaweit aufmerksam machen und zur Besichtigung und Teilnahme animieren?

Elefsina

Einfach gestrickt ist der Internetauftritt von Elefsina (Website), den es in Griechisch und Englisch gibt. Aber Elefsina ist ein Dorf mit weniger als 30.000 Einwohnern und nicht das Elysium, die Insel der Seligen, aus der griechischen Mythologie.

„Shine your light! Light up your city!“

Zurück zu Timişoara: Mit der Vision „Lass die Stadt durch Dich erstrahlen!“ (rum. „Luminează orașul prin tine!“, „Shine your light – Light up your city!”) sind kulturelle Veranstaltungen verbunden, bei denen sich die heraus geschmückte Stadt Timişoara dem restlichen Europa präsentieren will. Das Licht symbolisiert in der Geschichte den Weg vom einzelnen Individuum hin zum Bürger Europas. Das Licht hat aber auch die Angewohnheit bei Stromausfall nicht zu leuchten – wie zeitweise bei der Galaveranstaltung in der Oper während der Eröffnungsfeier am 17. Februar 2023.

Ein grobes Raster für die Events in Timișoara ist vorgegeben:

  • Eröffnung (Opening) am 17.-19. Februar (Website)
  • Große Stadtfeier (City Celebration) am 1.-3. September
  • Schlussfeiern (Closing) am 16.-18. Dezember mit einem Lichterfestival und einer Gedenkveranstaltung zum Beginn der Revolution 1989 in Temeswar

„5000 Künstler; 90 Kulturinstitutionen aus Europa, den USA und Tunesien sind beteiligt. Am besten ist Deutschland mit 13 Kulturinstitutionen vertreten, gefolgt von Frankreich und Serbien mit je zehn und Österreich mit neun. Von den europäischen Regierungen, die Kulturprojekte im Rahmen des Programms TM2023 unterstützen, schneidet die deutsche Bundesregierung am besten ab, die mit 500.000 Euro deutsch-rumänische Koproduktionen fördert. Die Temeswarer und die Besucher – Bürgermeister Fritz geht davon aus, dass zwischen 500.000 und einer Million Gäste die Stadt besuchen werden – warten nun auf die kommenden Highlights!“
– (Zusammenfassung von Ștefana Ciortea Neamțiu in ADZ, 24.02.2023)

Der Publizist und Chef-Redakteur der ADZ, Dan Cărămidariu, schreibt unter dem Titel „Die Hauptstadt des Nichts oder das Banat als vergangene Erinnerung“ eine bittere Anklage an die Akteure des Kulturhauptstadtjahres. Er kritisiert, dass Ideen und Projekte nicht oder nur ansatzweise umgesetzt wurden. Es gab Streit und Unstimmigkeiten im Organisationsgremium, bei der Stadtverwaltung und bei den Kulturschaffenden. Ein Konzept ist in den zusammengewürfelten Programm nicht recht zu erkennen. Hinter manchen Worthülsen stecken keine umsetzbare Projekte.

Geplant sind im Laufe des Jahres im Schnitt 30 Events pro Woche, 12 Musikfestivals, weitere 15 Feste, Lesungen, Ausstellungen und Treffen. Schauspieler, Maler, Bildhauer, Musiker, Tänzer, Dichter und Schriftsteller aus dem Ausland und aus Rumänien sollen nach Temeswar kommen. Das Kunstmuseum zeigt bis Mitte April eine Paul-Neagu-Ausstellung und gegen Ende des Jahres eine große Brâncuși-Ausstellung. Der 1938 in Bukarest geborene, in Temeswar aufgewachsene und 2004 in London verstorbene Neagu ist nach Brâncuși der größte rumänische bildende Künstler. Ebenfalls seine Wurzeln in Rumänien hat der rumänisch-jüdischen Maler Victor Brauner, der vor 100 Jahren neben Constantin Brâncuși, Eugène Ionesco, Mircea Eliade, Panait Istrati, Constantin Noica und Emil M. Cioran zur großen Gemeinde von Exil-Rumänen in Paris zählte. Noch bis Mitte Mai zeigt das Kunstmuseum eine Ausstellung des Surrealisten.

Zu den Highlights im Jahresverlauf zählen gemeinsame Konzerte der Temeswarer Philharmoniker mit dem WDR-Sinfonieorchester und ein Konzert des Orchestre National de France unter Leitung des aus Temeswar stammenden renommierten Dirigenten Cristian Măcelaru. Die Zusammenarbeit der Banater Philharmonie mit den Kultureinrichtungen der Partnerstadt Gera in Thüringen – mit dem Philharmonischen Orchester Altenburg Gera, dem Opernchor des Theaters Altenburg Gera und dem Konzertchor des Musikgymnasiums Rutheneum Gera ist gesichert und wird zu gemeinsamen Konzerten in Temeswar führen. Die ursprünglich geplante Verlegung des prestigeträchtigen George-Enescu-Musikfestivals 2023 von Bukarest nach Timişoara ist wohl hinfällig. Dafür bringt die Temeswarer Philharmonie fünf Festivals über die Bühne: das Festival „Timișoara Muzical˛“ (Musikalisches Temeswar) im Mai, das „Eufonia“-Festival und die „Kamo“-Blues-Jazz-Gala im September, das Internationale Festival „Remus Georgescu“ im Oktober sowie das Festival für Alte Musik im November. Im Herbst wird es neben der Constantin-Brâncuși-Ausstellung und eine Ausstellung des in Temeswar geborenen deutschen Bildhauers Ingo Gerhardt Glass geben.

Konsularischer Kulturkalender TM2023

Deutsche und deutschsprachige Veranstaltungen während des europäischen Kulturhauptstadtjahres listet der Konsularische Kulturkalender.

Das Nationaltheater und die Oper in Timișoara
Das Nationaltheater und die Oper in Timișoara

Geschichte

Diese multikulturelle Vielvölker-Stadt kann man erst versteht, wenn man das geschichtsträchtige, historische Kulturerbe der Stadt und ihrer Region kennt. Denn im Laufe der Jahrhunderte war die Stadt und ihr Umfeld ein Spielball europäischer Mächte.

Die gesamte Region gehörte seit der Eroberung 105 durch Kaiser Trajan zur römischen Provinz Dacia. Nach dem Rückzug der Römer 271 unter Kaiser Aurelian wurde sie zu einem Durchgangsgebiet von Nomaden (Hunnen, Ostgoten, Awaren, …). Sie alle zogen mordend und plündernd über das Land. Um 900 ließen sich im pannonischen Becken endgültig Reiternomaden von jenseits des Ural nieder: die Magyaren. Um das Jahr 1000 wurde im Rahmen der voranschreitenden magyarischen Machtausbreitung die Gegend um Temeswar, als Banat (Bánság), in das entstandene Königreich Ungarn eingegliedert. Ab 1552 herrschten die Osmanen über die Stadt, bis diese 1716 von den Habsburgern eingenommen und 1718 an die Habsburger Monarchie angeschlossen wurde. Das Banat wurde als kaiserliche Kron- und Kammerdomäne direkt der Wiener Reichsregierung unterstellt.

Der Wiener Hof entschied, die zerstörte Stadt nach barocken Planvorstellungen neu aufzubauen. Sie erhielt ihre bis heute erhaltene Struktur. Die „Innere Stadt“ (ung. Belváros, rum. Cetate = Festung) mit ihrem Gitternetzgrundriss ist umgeben von Vorstädten. Diese wurden später zu Stadtbezirken: 1782 die Fabrikstadt (rum. Fabric, ung. Gyárváros), 1744 die „Josephstadt“ (rum. Iosefin, ung. Józsefváros), 1890 die Elisabethstadt (rum. Elisabetin, ung. Erzsébetváros), 1910 die Mehala. Sie umgeben ringförmig die „Festung“. Die Vorstadt Fabrik war für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt und des ganzen Banats von zentraler Bedeutung. Hinzu kamen später weitere Bezirke: 1948 Fratelia (rum. Fratelia, ung. Újkissoda), 1950 Freidorf (rum. Freidorf, ung. Szabadfalu) und drei weitere Vororte. Heute hat Temeswar insgesamt zehn Stadtbezirke.

Durch die Ansiedlung von Menschen aus vielen Teilen Europas bildete sich in der Stadt und den umgebenden Dörfern ein neuer Menschenschlag. Während neu gegründete Dörfer viele Jahrzehnte lang deutsche Dörfer der Banater Schwaben blieben, war das Zusammenleben der Ethnien in Temeswar beispielhaft.

Ab 1867 gehörte die Stadt und das Banat zur neu gegründeten Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Banat durch den Vertrag von Trianon 1920 dreigeteilt. Der größte Teil und die Hauptstadt Temeswar wurden dem Königreich Rumänien zugeteilt. Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen waren verheerend. Die Zeit des Sozialismus war geprägt von Stillstand, Verfall, Repressalien und Bespitzelung. Erst nach der Dezemberrevolution 1989 stabilisierte sich die Situation – jetzt aber unter anderen Vorzeichen, da die Zusammensetzung der Stadtbevölkerung eine andere war.

Geschichte im Detail

Beim Themenabend am 8. November 2022 in der Rumänischen Botschaft in Berlin, sagte Temeswars Bürgermeister Dominic Fritz abschließend: „Wir glauben, dass unsere Geschichte Europa inspirieren könnte.“ Die Geschichte der Stadt ist mit der des Umlandes eng verknüpft. Hier ist die Stadtgeschichte knapp zusammengefasst.

1154 wird der Ort in einer arabischen Quelle erstmals erwähnt, 1266 in einer Schenkungsurkunde. Sie existiert zu dieser Zeit offenbar schon länger als Castrum Tymes, also als befestigte Burg. 1266 wird oft als Geburtsjahr der Stadt bezeichnet.
1307–1315 ließ Karl I. Robert von Anjou (Róbert Károly, König von Ungarn) die Stadt zu einer Festung ausbauen, in der er samt seinem Hofe von 1316 bis 1330 residierte. Den Titel „Civitas“ bekam die Stadt 1362.

1394 standen Osmanen erstmals vor der Stadt. Bis zu ihrer Eroberung 1552 diente sie häufig als Aufmarschplatz für Feldzüge gegen die Osmanen und war ein Eckpfeiler der Türkenabwehr. Große Bedeutung erlangte Temesvár unter Johannes Hunyadi (Hunyadi János), der 1441–1456 ungarischer Reichsverweser (Stellvertreter des Kaisers) war. Er baute die Stadt nach einem Erdbeben 1443 wieder auf und machte sie zu seinem Hauptsitz. Nach seinem Tod während der „Schlacht von Belgrad“ (1456) sank die Bedeutung der Stadt.

Wien war seit Mitte des 16. Jahrhunderts die Haupt- und Residenzstadt der römisch-deutschen Kaiser und seit jeher Ziel osmanischer Träume. Eine erste Belagerung Wiens erfolgte 1529 durch die Truppen des Sultans Süleyman I. „des Prächtigen“. Die Einnahme Wiens misslang. Temesvár bildete lange ein stabiles Bollwerk der Türkenabwehr. Während Belgrad 1521, Mohacs 1526 und Buda 1541 fielen, konnte die Festung Temesvár erst 1552 nach mehrfacher Belagerung erobert werden. Die spärliche christliche Bevölkerung flieht in die Moldau, die Walachei und nach Siebenbürgen. Das Gebiet verödet.

Gleichrangig mit Buda und Belgrad war Temesvár Hauptstadt eines Paschaliks, also einer dem Sultan unterstehenden Provinz. Sie behielt ihre zentralen Funktionen und galt den Osmanen als Sprungbrett für die Eroberung Europas: „… jene, die Buda erobern, haben eine Stadt erworben, aber die, die Temeswar erobern, haben ein Land gewonnen“, so ein türkischer Spruch.

Die zweite Belagerung Wiens erfolgte 1683 in der Regierungszeit von Sultan Mehmed IV. Sie war genauso erfolglos wie die erste, da am 12.09.1683 ein von Polens König Johann III. Sobieski befehligtes Heer in der „Schlacht am Kahlenberg“ die Osmanen unter Großwesir Kara Mustafa Pascha besiegte und die Osmanen zum endgültigen Rückzug zwang. Es war das Ende des Osmanischen Großreiches.

Prinz Eugen von Savoyen
Prinz Eugen von Savoyen

In den Rückeroberungskriegen nach 1683 konnten die Habsburger die osmanische Festung Temesvár, anders als die Festungen Belgrad 1688, zunächst nicht besetzen. Sie blieb samt ihrem Umland beim Osmanischen Reich. Erst im dritten Türkenkrieg sollte dies gelingen. Am 13. Oktober 1716 konnte Prinz Eugen von Savoyen (Wikipedia) durch das Forforoser Tor (rum. Poarta Forforoza) in die Festung Temeswar einziehen.

Prinz Eugen (1663–1736) war eine der herausragendsten Persönlichkeiten seiner Zeit. Er wollte französischer Feldherr werden, aber Ludwig XIV. verstieß den Hochadeligen, der flüchtete nach Österreich, wo ihn Kaiser Leopold I. aufnahm. Dank seiner außerordentlichen Intelligenz, seines Feldherrentalents, seines politischen Weitblicks und seiner hervorragenden Diplomatie wurde er zu einer historischen Schlüsselfigur. Er begründete Habsburgs Aufstieg zur Kontinentalmacht. Er führte viele siegreiche Kriege, u.a. gegen die Türken.

Nach dem Frieden von Passarowitz (Požarevac) am 21. Juli 1718 wurde das Temeswarer Banat der Habsburgermonarchie angeschlossen und als kaiserliche Kron- und Kammerdomäne der Wiener Reichsregierung unterstellt. Mit der Konstituierung des Temeswarer Magistrats (Stadtrat) 1718 wurde ein „Bürgerbuch“ (lat. cadastrum civicum) angelegt, in dem es zum Fall der osmanischen Festung Temeswar zwei Jahre zuvor heißt:

„ (…) diese durch die Kay[serlichen] Waffen abgefochtene Victori hat den weeg zur Freyheit der unter dem dienstbaren Joch in dem Pannat seuffzenden Christenheit gebahnet, das als die so glor[r]eiche Schlacht in dieses Prothocoll einzuführen von darumben nöthig Erachtet worden, weilen dadurch diese Vostung Temeswar samt dem hiervon dependierendem Pannat nach dem im Feld totaliter geschlagenen feindt eine Belagerung den 12ten Octobris [1716] zur Ebenmässigen übergaab bezwungen wurde, folgsamb Jhro Hochfürstl[ichen] D[urchlaucht] Prinzen Eugenio als ihrem Heldenmüthigen Erlöser zur Ewigen danckbarkeit verbunden ist.“

Die Festungs- und Garnisonsstadt Temeswar sollte eine modernen, europäischen Stadt abendländischer Prägung werden. Kaiserin Maria Theresia war 1778 gezwungen, das Banat dem Königreich Ungarn anzugliedern, wodurch Temeswar seine administrative Bedeutung verlor. Im Gegenzug wurde die Stadt 1781 von Kaiser Joseph II. zur königlichen Freistadt erhoben. Die damit verbunden Privilegien beeinflussten stark die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt bis zum Ende des Ersten Weltkriegs.

1867 entstand die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn mit zwei gleichberechtigten Teilstaaten, aber einem fundamentalen Unterschied. Ungarn definierte sich, anders als die österreichische Reichshälfte, nicht als Vielvölkerreich definiert, sondern als magyarischer Nationalstaat. Die ungarische Magyarisierungspolitik (Motto „Lang lebe der Magyare!“, „Élyen a Magyar!“) verlangte von den ethnischen Minderheiten (Slowaken, Ruthenen, Rumänen, Deutsche, Serben und Kroaten) ein deutliches Bekenntnis zum politischen Ungartum. Und das bekamen Menschen im Banat zu spüren.

Teilung des Temeswarer Banats

1883 schloss sich das Königreich Rumänien dem Dreibund (Österreich-Ungarn, Deutsches Reich, Italien) an. Im Laufe des Ersten Weltkrieges änderten sich jedoch die Konstellationen, da Italien den Mittelmächten (Deutsches Reich und Österreich-Ungarn) den Krieg erklärte. Im August 1916 wechselte auch Rumänien die Seiten und unterzeichnete einen Bündnisvertrag mit der Entente. Darin wurde Rumänien nach dem Krieg das ungeteilte Temeswarer Banat zugesichert. Dies jedoch war in Geheimverhandlungen auch schon dem Königreich Serbien vertraglich zugesichert worden.

Nach dem verlorenen Krieg zerfällt die Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Temeswar selbst blieb während des Krieges von Kriegshandlungen verschont. Am 01.11.1918 wurde in Temeswar die Republik Banat ausgerufen, in der Hoffnung, einer Teilung zu entgehen.

Die Aufteilung des Banats nach V. Preuss; Quelle: V. Preuss
Die Aufteilung des Banats nach V. Preuss; Quelle: V. Preuss

Das Gebiet war zwischen Serbien und Rumänien sehr umstritten. Die Republik bestand ganze 14 Tage, weil am 14.11.1918 serbische Truppen einmarschierten und die Stadt besetzten.

Am 03.08.1919 besetzen rumänische Truppen Temeswar, die Serben zogen sich zurück. Die „Schwäbische Nationalversammlung“ protestierte gegen das Vorgehen beider. Die „Deutsch-schwäbische Volkspartei“ bevorzugte eine Angliederung an Rumänien. Am 10.08.1919 fand in Temeswar eine Kundgebung für ein ungeteiltes Banat an Rumänien statt. Das Königreich Rumänien unterzeichnet am 09.12.1919 einen Minderheitenschutzvertrag.

Die Teilung fand trotzdem statt. Nach Unterzeichnung des Friedensvertrags von Trianon am 04.06.1920 wurde sie besiegelt. Temeswar wurde zusammen mit den nordöstlichen zwei Dritteln des Banats Rumänien zugesprochen. Von den 28.469 km² des Banats fielen 18.945 km² an Rumänien, 9.307 km² an Serbien und nur 217 km² blieben bei Ungarn. Ungarn verlor durch diesen Vertrag sehr viel: insgesamt 2/3 seines Staatsgebietes und 60 % seiner Bevölkerung an Nachbarländer, darunter Transsylvanien und den Großteil des Banats mit zusammen 1.448.000 Menschen an Rumänien.

Das Temeswarer Banat nach der Teilung

Trotz Minderheitenschutzvertrag wurden zugesagten Freiheiten kaum in die Praxis umgesetzt. Politisch hatte die deutsche Minderheit wenig Freiraum, kulturell durften sie sich immerhin weiter entfalten. Dies geschah unter anderem durch Weiter- bzw. Wiederaufbau eines Bildungsnetzes mit berühmten Bildungseinrichtungen wie z.B. der prestigeträchtigen Banatia in Timişoara. Sie wurde in den 1920er Jahren zur größten deutschen Bildungsstätte in Südosteuropa. Deutsche Schulen gab es selbst in den kleinsten Dörfern. Zentrale Bedeutung hatte auch das sehr aktive Vereinsleben, die deutschen kirchlichen Strukturen sowie die bäuerlichen Festbräuche und Traditionen. Die Banater Schwaben behielten ihr Gemeinschaftsbewusstsein, welches durch deutsche Zeitungen, Literatur und große Jubiläumsfeste (z.B. „Kirchweih“) gefördert wurde. Als wirtschaftstragende Minderheit wurden die Schwaben hochgeschätzt.

Während der 1930er und 1940er Jahre wurde die deutsche Minderheit teils zwangsweise, teils aus eigenem Antrieb von der NS-Propaganda mitgerissen und überrollt. Aufgrund der deutsch-rumänischen Annäherung durfte 1940 unter starker Kontrolle Berlins die „Deutsche Volksgruppe in Rumänien“ gebildet werden. Ab 1943 dienten rund 57.000 in der Waffen-SS und der Wehrmacht.

Nach dem Krieg war Rumänien das einzige Land Osteuropas, das von einer Zwangsaussiedlung seiner deutschen Minderheit absah. Dies lag nicht nur an dem relativ problemlosen Zusammenleben zwischen rumänischer Mehrheit und deutscher Minderheit, sondern auch am Verlauf des Krieges. Rumänien war nie von Deutschland besetzt. Im Gegenteil, bis zum Einmarsch der sowjetischen Truppen im August 1944 hatte es sich an der Seite Deutschlands am Krieg auf sowjetischem Boden beteiligt. Erst im August 1944 hat Rumänien die Kurve gekriegt und aufseiten der Sowjets gegen Nazi-Deutschland gekämpft.

Vor den heranrückenden sowjetischen Truppen flüchteten zehntausende Deutsche aus dem rumänischen Banat, zu einer großflächigen Evakuierung kam es aber nicht.

Im März 1945 erfolgte – im Rahmen einer staatlich verordneten Agrarreform – die Totalenteignung aller Grundbesitzer. Dies traf insbesondere die deutschen Banater Bauern, die als „Chiabur“ beschimpft alles Hab und Gut verloren. Der staatliche Entzug des Eigentums der „Kollaborateure des Dritten Reiches“ war mit Repressalien verbunden. Von 1946 bis 1950 wurde ihnen das Wahlrecht entzogen, das deutsche Schulwesen verstaatlicht – allerdings bei Beibehaltung des muttersprachlichen Unterrichts. Es war ein drastischer Einschnitt in die Lebenswelt der Schwaben. Sie wurden zu Fremden in der Heimat. Die ethnischen Spannungen nahmen zu. Deutsche wurden als „Faschisten“ und „Hitleristen“ beschimpft und kollektiv für den Zweiten Weltkrieg und dessen Folgen haftbar gemacht.

Wie in Ungarn und Jugoslawien kam es auch in Rumänien zur Deportation von Deutschen zur Zwangsarbeit in der Sowjetunion als Teil sowjetischer Reparationsforderungen. Im Januar 1945 wurden auf sowjetische Anordnung rund 75.000 arbeitsfähige Zivilisten – Frauen zwischen 18 und 30 Jahren sowie Männer zwischen 17 und 45 Jahren – sowie zurückgekehrte Wehrmacht-Soldaten von russischem und rumänischem Militär „ausgehoben“ und in Viehwaggons zur Zwangsarbeit vorwiegend ins Industrie- und Steinkohlerevier des Donbass gebracht. Dort lag die Sterberate bei über 25 Prozent.

Der Roman „Atemschaukel“ (Amazon) der Banater Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller (Wikipedia) beruht auf Erfahrungsberichten von Deportierten. Er beschreibt eindringlich die Lebensumstände in den Lagern, das Elend und den Hunger, die dazu führten, dass viele der Verschleppten die Zwangsarbeit nicht überlebten.

Nach der Rückkehr im Jahr 1949 fanden sie ihre Häuser und Höfe von rumänischen „Kolonisten“ besiedelt. Sie mussten als Tagelöhner in den LPG’s, den verstaatlichten landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften, arbeiten. Später gab es zumindest die eigenen Häuser zurück.

Ein Teil der Banater Schwaben wurde Opfer einer zweiten Deportation. Diese geschah, als sich Jugoslawiens Staatschef Tito von der Sowjetunion mehr und mehr abwandte. Rumänien hingegen wollte der Sowjetunion gegenüber Loyalität zeigen und legte ein Zwangsumsiedlungs-Programm fest. 40.000 Deutsche, Serben und Ungarn, die in einem 25 km breiten Streifen entlang der Grenze zu Jugoslawien lebten, wurden 1951 in den Bărăgan, nordöstlich von Bukarest, verschleppt. Sie galten in den Augen der stalinistischen Kommunisten als „unsichere Elemente“. In der Bărăgan-Steppe wurden sie schutzlos in freier Landschaft ausgesetzt. Sie gründeten 18 neue Dörfer. Schätzungsweise 10.000 von ihnen starben während der fünfjährigen Verschleppungszeit. Die anderen durften 1956 in ihre Wohnhäuser ins Banat zurückkehren.

Die Diskriminierung wurde stufenweise gelockert, aber das Vertrauen in das Regime war nachhaltig gestört. Ende der 1950er-Jahre wurde der Aufbau des Sozialismus weiter aktiv vorangetrieben. Nach Ceaușescus Machtantritt 1965 wurde die Haltung der rumänischen Regierung gegenüber der deutschen Minderheit zunächst etwas liberaler. Doch schon nach 1970 gab es Rückfälle. Der Staatsterror nahm zu und richtete sich vorwiegend gegen politisch Andersdenkende und oppositionelle Intellektuelle und traf damit wieder die deutsche Bevölkerung. Mit dem Ziel der vollständigen Assimilierung wurden gewohnte sprachliche und kulturelle Lebensformen zunehmend beeinträchtigt. Zahlreiche deutsche Schulen wurden nun zu deutschen Abteilungen gemischtsprachiger Schulen degradiert. Die immer radikalere Nationalitätenpolitik Ceaușescus ab den 1980er-Jahren glich einer Zwangsrumänisierung. Parallel begann ab 1969 ein reger Menschenhandel mit der BRD, bei dem Deutsche für Kopfgeld verkauft wurden. Dies alles erklärt, warum es nach dem Sturz des Regimes im Dezember 1989 zum Exodus kam.

Quelle: Wikipedia
Quelle: Wikipedia

Wappen

Das Wappen der Stadt Timişoara existiert seit der Erhebung zur königlichen Freistadt. Dies wird durch die siebenzackige Mauerkrone auf dem Wappenschild versinnbildlicht. Der Schild ist in drei Teile geteilt. Die untere Hälfte zeigt die Festung auf grünem Grund mit vorbeifließender Bega. Links über der Festung steht die Sonne, rechts der abnehmende Mond als Symbole für die Siege der Habsburger über das Osmanische Reich. Links oben ist der goldene Löwe über der silbernen Trajansbrücke, rechts ein Wasserturm mit zwei Stadtflaggen. Die rechte Flagge hat seit der Revolution 1989 das Loch inmitten der Rumänischen Trikolore. In der Mitte ziert das schwarz-weiß geviertelte Hohenzollern-Schild des rumänischen Königshauses das Wappen. Ursprünglich war hier ein Habsburger Doppeladler mit den Insignien des Kaisers Joseph II.

An der Bega in Timişoara kann man abends gut sitzen
An der Bega kann man abends gut sitzen

Stadt der Premieren

„Heute in Temeswar, morgen im ganzen Land“: Diese Lösung wurde während der Revolution von Dezember 1989 auf den Straßen von Timişoara gerufen. Doch von Temeswar ging nicht nur das Fanal zur Dezemberrevolution aus, sie ist die Stadt der Premieren schlechthin.

1718: Erste Brauerei auf dem Gebiet des heutigen Rumänien.

1727 -1733: Bega wurde erster schiffbarer Kanal Rumäniens.

1732 -1761: Wurde die Temeswarer Festung gebaut. Sie war bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts die größte militärische Festung in einem Bastionssystem auf rumänischem Gebiet. Die Festung hatte drei „Ringe“ und umfasste 9 Bastionen. Im Laufe der Zeit umkreisten die Mauern das Stadtzentrum und verhinderten dessen Wachstum, bis 1892 beschlossen wurde, die Mauern abzureißen. Die einzige bis heute verbliebene Bastion, die von der einst gigantischen Festung zeugt, ist die „Bastion Maria Theresia“.

1745: Wurde in Temeswar das erste Stadtkrankenhaus gebaut – 24 Jahre vor dem Bau des Stadtkrankenhauses in Wien und 34 Jahre vor dem in Budapest.

1771: Die Temeswarer Nachrichten ist die erste Zeitung Rumäniens und die erste deutsche Zeitung Südosteuropas. Heute ist die Allgemeine Zeitung für Rumänien (ADZ), die letzte deutschsprachige Zeitung ganz Südosteuropas.

1815: Erste öffentliche Bibliothek des heutigen Rumänien

1854: Erster Telegraph Rumäniens

1855: Erster Ort mit Straßenbeleuchtung (Gaslampen) im Habsburgerreich

1869: Erste Pferdestraßenbahn (zeitgleich mit Budapest) – die dritte weltweit nach New York und Paris

1881: Erstes Telefonnetz auf dem Gebiet des heutigen Rumänien

1884: Erste Stadt mit elektrischer Straßenbeleuchtung Europas

1895: Erste asphaltierte Straßen Rumäniens

1907/10: Erstes Wasserkraftwerk (auch „Elektrizitätszentrale“ oder „Turbine“ genannt) auf dem heutigen Territorium Rumäniens und eines der ersten Europas

1953: Timişoara ist bis heute die einzige europäische Stadt, die drei Staatstheater in drei verschiedenen Muttersprachen beherbergt.

Der Piata Victorei ist das Herzstück der Stadt Timişoara
Der Piata Victorei ist das Herzstück der Stadt

Sehenswürdigkeiten

Das Leben in Timișoara spielt sich auf den Plätzen, entlang der Bega und in den vielen Parks ab. Der schönste Platz ist der Domplatz. Die prachtvollen Barockbauten hier – darunter der Dom, das Vikariat, die Serbisch-Orthodoxe Kirche und das Museums-Palais – lassen sich wunderbar von den Terrassen der vielen Straßencafés bewundern.

Der meistbesuchte Platz ist der Korso zwischen Oper und Rumänisch-Orthodoxer Kathedrale und der schönste Sightseeing-Spaziergang führt vom Domplatz (Piața Unirii) über den Friedensplatz (Piața Libertății) zur Oper und dem Siegesplatz (Piața Victoriei). Hier gibt es die meisten Sehenswürdigkeiten, darunter natürlich den Dom St. Georg (Catedrala romano-catolică „Sfântul Gheorghe”), die Kathedrale der Heiligen drei Hierarchen (Website) und die Opera Națională Română din Timișoara (Website).

Außerdem bieten diese Plätze eine Fülle hervorragender Straßencafés und Restaurants. Zum Entspannen bieten sich auch der Bereich entlang der Bega an. Hier gibt es gute Restaurants mit landestypischen Speisen (siehe unsere Restaurant-Tipps für Timișoara weiter unten).

Die 5 wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Timișoara:

  1. Piața Victoriei
  2. Kathedrale der Heiligen drei Hierarchen
  3. Piața Unirii
  4. Dom St. Georg
  5. Rosenpark
Der Rosengarten ist nur einer der vielen Parks in Temeschwar / Timişoara
Der Rosengarten ist nur einer der vielen Parks in Temeschwar

Parks

Sehr beliebt sind die vielen Parks der Innenstadt Timişoaras („Cetate“). Sie alle sind fußläufig erreichbar. Der beliebtesten ist der Rosenpark („Parcul Rozelor“). Dieser Rosengarten wurde 1891 auf der nördlichen Seite des Begakanals mit Tausenden verschiedenen Rosensorten angelegt. Auf der Freilichtbühne des Parks finden jährlich einige Festivals statt, unter anderen auch das Opern- und Operettenfestival. Es ist wohl der schönste Park der Stadt. Daran schließt sich der Kinderpark („Parcul Copiilor Ion Creangă“) an, hinter dem – aber auf der anderen Seite der Bega – der Königin Maria Park („Parcul Regina Maria“) liegt. Dieser Park ist der älteste Park in Timișoara und benannt nach der früheren Königin von Rumänien.

Hinter dem Hotel Continental ist der Bürgerpark („Parcul Civic“). Südlich hinter der orthodoxen Kathedrale ist der Kathedralenpark („Parcul Catedralei“), links davon der Zentralpark („Parcul Central“). Er ist der zweitälteste Park der Stadt. Er wurde 1870 vom Militär- und Festungskommandanten, General Anton von Scudier, gegründet und trug bis zur Teilung des Banats im Jahr 1919 und heute wieder dessen Namen („Anton von Scudier Park“, „Parcul Scudier“).

Unweit des Domplatzes ist der Botanischer Garten („Parcul Botanic“), ein 9 ha großer Park mit vielen Spazierwegen und Bänken zwischen artenreichen Bäumen und Blumen.

Für die Stadt von ökologisch-klimatischer Bedeutung ist der 737 ha große Pădurea Verde (dt. „Jagdwald“ statt „Grüner Wald“), ein geschlossenes Waldgebiet an der nördlichen Stadtgrenze. Der Jagdwald wurde 1732 zunächst ausschließlich vom Banater Gouverneur Claudius Florimund Mercy zu Jagdzwecken genutzt. Heute befinden sich hier eine Reihe von Freizeit- und Sport- und Kultureinrichtungen.

Mehr Sehenswürdigkeiten in Temeswar:

Aktivitäten & Touren

Wir können euch absolut empfehlen, Timişoara zusammen mit einem Einheimischen zu erkunden. So lernt ihr Ecken der Stadt kennen, die ihr sonst vielleicht verpasst hättet. Außerdem zeigt euch dieser vor Ort den einen oder anderen Geheimtipp.

Aktivitäten

Geführte Sightseeing-Tour durch Temeswar

Erhaltet einen guten ersten Einblick in die Stadt, erkundet die Highlights und erfahrt mehr über die Vergangenheit und die Gegenwart von Timişoara.

MEHR INFOS

Große Kommunismus-Tour

Nehmt an einer faszinierenden Tour über die kommunistische Diktatur in Rumänien teil. Besucht historisch wichtige Orte und Denkmäler in Timisoara, wie z.B. die reformierte ungarische Kirche.

MEHR INFOS

Jüdisches Erbe – Rundgang

Erkundet das jüdische Erbe Timisoaras und entdeckt die Geschichte der jüdischen Gemeinde, die sich vor Hunderten von Jahren mit einigen sephardischen Familien im damals osmanischen Temeswar niederließ.

MEHR INFOS

Berühmte Temeswarer

Die Stadt und ihr Umland brachten verhältnismäßig viele große Persönlichkeiten hervor. Eine Liste von Söhnen und Töchtern der Stadt Timișoara findet man auf Wikipedia. Ebenfalls findet man auf Wikipedia eine Auflistung bekannter Banater Schwaben. Es sind weit über 200 Namen gelistet, darunter 69 Schriftsteller, 52 Künstler, 19 Sportler und 25 Wissenschaftler. Weithin bekannt sind:

  • Nikolaus Lenau, Schriftsteller der Spät-Romantik
  • Adam Müller-Guttenbrunn, Schriftsteller
  • Herta Müller, Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin der Literatur 2009
  • Stefan Hell, Physiker und Nobelpreisträger der Chemie 2014 (Sowohl Müller, als auch Hell waren Schüler des Nikolaus-Lenau-Lyzeums Temeswar)
  • Stefan Jäger und Franz Ferch, beide Maler
  • Walter Andreas Kirchner, Bildhauer, Grafiker und Maler
  • Walter Kindl und Franz Metz, beide Musikwissenschaftler, Dirigenten, Organisten
  • Ioan Holender (geb. Johann Hollaender), Opernsänger, Künstleragent und 18 Jahre lang Direktor der Wiener Staatsoper
  • Bela Lugosi, Schauspieler (Horrorfilme, wie z.B. Dracula)
  • Johnny Weissmüller, fünffacher Olympiasieger im Schwimmen und Schauspieler (Tarzan)

Anreise & Verkehrsmittel

Mit dem PKW ist Timişoara leicht erreichbar. Die Anbindung über Szeged und Budapest (300 km) an Wien (550 km), München (1.000 km) und Berlin (1.200 km) ist dank durchgehender Autobahnverbindungen sehr gut. Auch Flixbusverbindungen gibt ab Budapest, Prag und Wien.

Der internationale Flughafen „Traian Vuia“ Timişoara (Aeroportul Internațional „Traian Vuia“ Timişoara) liegt im Osten der Stadt und ist der drittgrößte Flughafen Rumäniens. Er ist 11 km (ca. 15-20 Fahrminuten) vom Stadtzentrum entfernt. Fluglinien, wie Tarom, Lufthansa (Website), Wizz Air, Air Dolomiti, Ryanair und Blue Air fliegen ihn an. Direktflüge gibt es von und nach Deutschland (Dortmund, Frankfurt, München, Köln, Karlsruhe-Baden, Memmingen), Italien (Venedig, Rom, Mailand, Bari, Bologna), Spanien (Madrid, Valencia, Barcelona), London, Paris, Brüssel und Budapest.

Wie kommt man vom Flughafen Timişoara ins Stadtzentrum?

  • Mit einem Mietwagen, der am Timișoara Airport gebucht werden kann. Für die Erkundung der Stadt braucht man kein eigenes Auto. Zudem sind die wenigen Parkplätze hart umkämpft.
  • Mit dem Taxi. Kosten: ca. 5,- €.
  • Mit der Buslinie E4 (Expresul nr. 4) direkt ins Stadtzentrum Timişoara oder E4b (Expresul nr. 4b) zum Hauptbahnhof. Kosten: ca. 1,- €.

Mietwagen in Timișoara:

Innerhalb des Stadtzentrums von Timişoara ist ein eigens Auto eher hinderlich. Zudem ist fast das gesamte Stadtzentrum Fußgängerzone. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten liegen nahe beieinander und sind fußläufig bestens erreichbar. Die Fahrt mit der Straßenbahn vervollständigt den Rundgang zu Fuß durch das historische Zentrum.

Straßenbahn in Timișoara:

Die Straßenbahn (rum.“ tramvai“) in Timișoara ist nach der Straßenbahn Bukarest der zweitgrößte Straßenbahnbetrieb Rumäniens. Die Netzlänge beträgt 33 Kilometer. Das Netz ist normalspurig und geht auf die am 8. Juli 1869 eröffnete erste Pferdestraßenbahn Rumäniens zurück. 1899 wurde die Straßenbahn elektrifiziert und erweitert. Aktuell verkehren in Timișoara die Bahnen auf sieben Linien, die zusammen sieben der insgesamt zehn Stadtbezirke abdecken. Bezirke ohne Straßenbahnanschluss werden durch Autobuslinien bedient.

Das ÖPNV-Netz in Timişoara
Das ÖPNV-Netz in Temeschwar

Hotel-Tipps

Für Stadterkundungen zu Fuß eignen sich zentrumsnahe Hotels. Wir können drei Unterkünfte in Timişoara besonders empfehlen:

Hotel-Tipps

Hotel Timişoara (****)

Gleich neben der Oper, mit Blick auf den Korso (Piața Victoriei); Parkplätze sind kostenpflichtig.
Str. Mărășești nr. 1-3

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Hotel Central (**)

Str. Lenau Nr. 6. Einfaches Hotel in sehr guter Lage direkt hinter dem Hunyadi-Kastell, WLAN inklusive, Parkplatz kostenpflichtig, leider oft ausgebucht.

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City Home Timişoara (***)

Str. Piatra Craiului, 60 m2 großes Privatapartment mit Küche und Bad, WLAN, wird nur für mehrere zusammenhängende Nächte vermietet.

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Essen & Trinken

Timișoara hat ca. 1.000 Restaurants und über 700 Pubs & Bars. Viele von Ihnen sind in der Cetate (Innenstadt), am und um den Domplatz bis hin zum großen Hotel Continental und zur Piața Victoriei. Folgende Favoriten können wir empfehlen:

Amphora Enoteca

Luxusrestaurant in den alten Stadtmauern mit Terrasse und schicker Bar.
Hector Str. Nr. 4, Theresienbastei
Website

Curtea Berarilor

Gutes Essen, rumänische Gerichte und viele Biersorten aus eigener Brauerei gibt es in diesem Lokal gegenüber dem Hotel Continental.
Str. Proclamația de la Timișoara 7
Website

La Calul Alb

Osteuropäisch, Grill, vegetarische Optionen – hinter dem Barockpalais des Domplatzes.
Strada Eugeniu de Savoya Nr. 14
Website

Grill to Chill

Ebenfalls ein beliebtes Steakhaus mit vegetarischen Optionen direkt hinter dem Barockpalast des Domplatzes.
Strada Eugeniu de Savoya nr. 12
Website

Bäckerei Prospero

Kleine Bäckerei mit leckeren Produkten.
Piața Victoriei 5
Website

Massimo

Tolles Restaurant und Café direkt vor der großen Kathedrale und hinter der Büste des Königs Ferdinand I. an der Piața Victoriei
Strada Johann Wolfgang von Goethe 2.
Website

Rivière Brasserie

Links hinter der orthodoxen Kathedrale, schön am Begaufer und an der Mihai-Viteazu-Brücke gelegen.
Splaiul Spiru Haret 1
Website

Cofetăria Trandafirul

Kleine, alteingesessene und hervorragende Tortenbäckerei gegenüber dem Bega-Shoppingcenter.
Strada Francesco Griselini 2
Website

Obst- und Gemüsemärkte

Frisches Obst und Gemüse kauft man in Timișoara auf dem Markt auf dem Heuplatz (Piața Badea Cârțan) in der Fabrikstadt, oder auf dem Markt „Piața 700“ im Bezirk Cetate, an der Strada Gheorghe Dima. Letzterer wurde 1966 geschaffen, zur 700-Jahrfeier der Stadtgründung.

Reiseführer & Kochbücher

Leider gibt es keinen Timișoara-Reiseführer und auch die Region von Timişoara wird in der Reiseliteratur schlecht bis gar nicht abgedeckt.

  • Temeswar / Timisoara: Kleine Stadtgeschichte (Amazon)
  • Mit Love durch Temeswar/Timisoara (Amazon)
  • DuMont Reise-Handbuch Reiseführer Rumänien (Amazon)

Kochbücher aus dem Banat & Rumänien

Die Banater Küche hebt sich von der rumänischen Küche stark ab, was natürlich vor allen Dingen geschichtlich bedingt ist. Wie fast alle Küchen der Welt, wurde auch die Banater Küche von vielen Einflüssen geprägt. Folgende drei Banater Kochbücher bzw. Backbücher können wir empfehlen. Sie erhalten zahlreiche gut dokumentierte Rezepte für typische Gerichte aus der Banater Küche.

  • Kulinarische Köstlichkeiten aus dem Banat. Erinnerungen einer Hochzeitsköchin / Das Koch- und Backbuch meiner Mutter (Amazon)
  • Carpatia: Eine kulinarische Reise durch Rumänien – Das Kochbuch (Amazon)
  • Husarenkrapfen & Damenkaprizen: Großmutters Banater Backbuch (Amazon)

Mehr Reisetipps

Währung

Die Landeswährung ist der „Leu“ („Löwe“), plural „Lei“. Seine internationale Abkürzung ist RON. Der Umtauschkurs ist 1 € ≈ 4,9 RON. Geldautomaten, also ATMs, gibt es in der ganzen Innenstadt.

Beste Reisezeit

Die besten Monate für gutes Wetter in Timișoara sind April, Mai, Juni, Juli, August, September und Oktober. Im Durchschnitt sind die wärmsten Monate Juli und August. Der Januar ist der kälteste Monat des Jahres. Die regenreichsten Monate sind Mai und Juni. Persönlich können wir für eine Reise nach Timişoara die Monate Mai bis September empfehlen.

Noch Fragen zu Timișoara?

Her damit! Wir freuen uns über eure Fragen zu Timişoara in den Kommentaren.

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