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Sine Saloum: In der Ruhe liegt das Delta

In einem Labyrinth aus Inseln, Wasserarmen und Sandbänken treffen ein Franzose und ein Senegalese aufeinander. Über Fische, Sonnenuntergänge und das kleine Paradies im Sine Saloum im Senegal.

Die Ruhe im Delta: Das Sine Saloum Delta im Senegal

„Geht gleich los“, ruft Mtane aus der Ferne durch das Delta des Sine Saloum im Senegal. Der junge Mann steht auf der knallbunten Piroge und nimmt nach und nach Reissäcke und Beutel voller Clementinen, Bananen und eine Kiste Bier entgegen. Die Sonne steht hoch. In Ndangane im Süden des Senegal ganz im Westen von Afrika ist es gerade besonders heiß, die Plätze im improvisierten Warteraum im Schatten begrenzt. Es ist ruhig. Kein Windzug, keine Geräusche, keine Gespräche.

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Nur ab und an wird die Ruhe durch die röhrenden Motoren der bunten Boote gestört, die hier durch das Gewässer des Sine-Saloum-Deltas ziehen. Erst 2011 wurde das undurchschaubare Labyrinth aus Inseln, Wasserarmen und Sandbänken, das mit seinen 145.811 Hektar Fläche so groß ist wie Hamburg, zur Liste der UNESCO Weltnaturerbe hinzugefügt. Etliche Vogelarten leben hier und lassen es zu einem wahren Paradies für Ornithologen werden. Ein Paradies ist es auch für Touristen, die hier in schicken Strandhütten ihren Urlaub verbringen. Gerade in den letzten Jahren ist der Nationalpark Delta du Saloum zu einem echten Touristenmagnet geworden – vor allem für Franzosen.

Mathieu und Mtane: Zwei Männer im Sine Saloum

Mtane ist das alles egal. Seit Jahren schon schippert er die Piroge durch das Delta. Täglich holt er die Hotelgäste aus dem Verkehrsknotenpunkt Ndangane ab und bringt sie durch die verzweigten Wasserwege des Deltas direkt in ihr Hotel. Er kennt hier jede Ecke, jeden Baum und jede Insel – und davon gibt es eine ganze Menge.

Die Tage im Sine Saloum Nationalpark sind entspannt. Viel passiert hier nicht. Die Einen fahren durch das Gewässer, auf der Suche nach raren Vögeln, die anderen sitzen einfach nur im Sand oder machen sich auf Angelpirsch.

Ein Sept Place Taxi im Senegal
Mit dem Sept Place zum Delta des Sine Saloum
Touristen auf der Piroge in Richtung Le Bazouk du Saloum im Sine Saloum Senegal
Touristen auf der Piroge in Richtung Le Bazouk du Saloum im Sine Saloum im Senegal

Das Delta ist eine wahre Ruheoase im chaotischen Senegal. Einige wissen das zu schätzen. So wie Mathieu, der schon seit zehn Jahren hier herkommt. Der dickbauchige Franzose steht vorn am Steg mit seiner Spiegelreflexkamera in Position. Einen 15-fach-Zoom besitzt seine Kamera, erklärt er voller Stolz und klickt dabei durch die einzelnen Fotos. Stolz wie Bolle ist er.

Der Franzose kommt von der französischen Île de Ré, die vor La Rochelle an der Atlantikküste Frankreichs liegt. Senegal ist schon immer in seinem Herzen, erklärt er, und gibt seiner Brust dabei einen Charakterschlag. Er ist in seinen frühen 60ern und dieses Jahr das erste Mal mit seiner Frau im Sine-Saloum-Delta. Schon als kleiner Junge sei er hier gewesen, erzählt er mit nicht minder großem Strahlen in den Augen. Damals, da hat er sich noch nicht so für Vogelfotografie interessiert. Seine Frau sitzt auf der Terrasse der kleinen Holzhütte des Hotels „Le Bazouk du Saloum“. Ab und an ruft sie herüber, dass sie mal wieder einen Pelikan erspäht habe. Den hat Mathieu aber schon längst abgelichtet. Natürlich.

Die Franzosen kommen schon lange in den Senegal und sind damit ganz klar die vorherrschende Gruppe der Touristen im Land. Selten verirren sich hier andere Nationalitäten her. Kein Wunder, denn nur wenige andere können sich so perfekt mit den Senegalesen unterhalten wie die Franzosen – der gemeinsamen französischen Sprache sei Dank.

Das Sine Saloum im Senegal: Ein Mekka für Franzosen

Mittlerweile ist auch das so abgeschiedene Sine-Saloum-Delta in französischer Hand. So wie viele andere, hat sich Jean-Jacques schon vor langer Zeit auf der Insel Mar Lodj niedergelassen und hier sein kleines, knallbuntes Idyll geschaffen, das ein bisschen an einen Mix aus Seychellen und Karibik erinnert. Jede der kleinen Holzhütten im „Le Bazouk du Saloum“ (Website)“ besitzt eine Hängematte. Die Elektrizität ist auf Solarbasis und am Steg gibt es Kajaks und Kanus zum Ausleihen.

Le Bazouk du Saloum: Kleine Strandhütten im Karibikflair im Sine Saloum Senegal
Le Bazouk du Saloum: Kleine Strandhütten im Kraibikflair im Sine Saloum im Senegal
Sonneuntergang im Sine Saloum Senegal: Ein magischer Moment
Sonneuntergang im Sine Saloum im Senegal: Ein magischer Moment

Seit mehreren Jahren begrüßt Jean-Jacques bereits Gäste. Sein Team ist voll eingespielt. Mittags gibt es für alle ein leichtes Drei-Gänge-Essen, abends ein etwas schwereres Menü. Gekocht wird hier hauptsächlich mit dem, was es im Senegal eben so gibt: Papayas, Mangos, Kokosnüsse, Fisch, Hähnchen und die Frucht des Affenbrotbaums. Vollpension hat sich im Delta durchgesetzt. Kein Wunder, denn schließlich gibt es kaum Möglichkeiten, außerhalb der eigenen Unterkunft essen zu gehen. Also fährt Jean-Jacque jeden Tag einkaufen, natürlich mit Mtane, der ihn mit seiner Piroge in das kleine Örtchen Nangane bringt. Auf der Rückfahrt schlagen sie meist zwei Fliegen mit einer Klappe. Die neu ankommenden Gäste nehmen sie direkt mit.

Ein kleines Paradies, eine kleine Ruheoase

Mathieu blickt wieder in die Ferne und hinüber auf die andere Uferseite, in das dichte Dickicht des Mangrovenwaldes. Ab und zu fährt eine Piroge vorbei, mit weißhäutigen Touristen darauf und Einheimischen, die im Delta groß geworden sind. Nach einem kurzen Moment des Innehaltens erzählt er wieder, melancholisch und aufgeregt zugleich. Nämlich von seiner Ankunft im Dunkeln, ein paar Tage zuvor. An jenem Tag, als er morgens um fünf Uhr mit seiner Frau von Mtane in das Hotel gefahren wurde und absolut nichts sehen konnte. Bis am Morgen, wo die Überraschung umso größer war. Es ist sein kleines Paradies, seine kleine Ruheoase. Nach dem Sonnenuntergang ist es schnell dunkel im Sine-Saloum-Delta. Im „Le Bazouk“ ist dann Hochbetrieb. Die gedeckten Tische sind mit Solarleuchten erhellt, aus den Boxen schallt afrikanische Musik und die Luft ist gefüllt mit dem Duft von frisch Gebratenem.

Mathieu und seine Frau sind die ersten, die ihren Stammtisch einnehmen. Ganz in der Nähe der Küche sitzen die beiden, das Glas Wein bereits in der Hand schwenkend und schweigend. Gerade so, als würden sie einfach nur die Atmosphäre genießen. Jean-Jacques begrüßt die beiden und schon erzählen sie sich losgelöst von ihrem Tag. Davon, dass der Supermarkt schon wieder nichts vorrätig hatte und davon, dass Mathieu heute zusammen mit Mtane das Abendessen für die gesamte nächste Woche gefischt hat.

Dieser isst hier übrigens nicht zu Abend. Stattdessen schippert er auf seiner Piroge im Delta umher. Nachts lässt es sich am besten fischen. Dann, wenn absolut nichts mehr los ist, wenn man die eigene Hand vor den Augen nicht mehr sehen kann und die Touristen in ihren Resorts verschwunden sind. Dann hat Mtane sein Delta endlich wieder so, wie es ihm am besten gefällt: ganz für sich allein.

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