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Schokland: Reisetipps für das UNESCO-Weltkulturerbe

Eine vergessene Insel in den Niederlanden? Ja! Schokland in Noord-Holland ist eine trockengelegte Insel, die zahlreiche Geschichten erzählen kann. Wir haben die Insel besucht und geben euch hier Tipps für euren Trip.

Eine verschwundene Insel in den Niederlanden? Klingt ganz schön mystisch. Und doch ist genau das die Geschichte von Schokland, einer ehemaligen Insel, auf der es bereits vor 10.000 Jahren Leben gab. Damals kämpfen die Bewohner gegen das Meer, die raue See, die preschenden Wellen und die harten Winter. Mehr über das Leben auf der einstigen Insel, erfahrt ihr im Museum Schokland und auf einer Radtour quer durch die unberührte Landschaft.

An der Landschaft Schoklands erkennt man noch, dass es einst eine Insel war
An der Landschaft Schoklands erkennt man noch, dass es einst eine Insel war

Geschichte

Wissenschaftler sagen, dass sich auf Schokland Spuren menschlicher Siedlungen finden lassen, die bis zu 10.000 Jahre zurückzudatieren sind. Das heißt, dass die heute trockene Insel zu den frühesten Siedlungen Europas gehört. Kein Wunder also, dass die UNESCO 1995 beschlossen hat, die komplette Insel auf die Liste Weltnaturerbestätten zu setzen (Eintrag). Aber nochmal auf Anfang – wie kam es eigentlich dazu, dass aus der rauen Insel Schokland ein trocken gelegtes Eiland wurde?

Bereits im 14. Jahrhundert wurde das komplette Gebiet rund um Schokland für die Landwirtschaft vorbereitet. Das lag vor allem daran, dass sich die Nordostpolder, genau wie die meisten anderen Polder-Landschaften in den Niederlanden, als unheimlich fruchtbar erwies. Durch die Nähe zur Zuiderzee wurde das Land jedoch bei Hochwasser immer wieder geflutet. Doch schon lange davor lebten Bewohner auf dem Landstrich – damals, also vor 12.000 Jahren, genau wie im 12. Jahrhundert, lebten die Menschen vor allem auf Wohnhügel, die ihnen eine Sicherheit vor dem immer wiederkehrenden Hochwasser boten und das Leben auf dem Moor überhaupt ermöglichten. Mit jedem Hochwasser wurde aus der Moorlandschaft mehr und mehr eine Insel, bis sich die Zuiderzee letztendlich die komplette Landschaft holte und Schokland zu einer echten Insel machte. Im 17. Jahrhundert etwa war es dann nicht die Landwirtschaft, die für die Schokkers (Bewohner von Schokland) überlebenswichtig war, sondern der Handel, die Schifffahrt und die Fischerei.

Das Leben auf Schokland war hart. Umgeben von der rauen Zuiderzee wurden die Bewohner stets vor neuen Herausforderungen gestellt. Den Kampf ums Überleben verloren sie letztendlich 1859, als ein gigantisches Hochwasser die Insel heimsuchte. Im gleichen Jahr beschloss die Regierung, die Insel zu evakuieren. Alle Bewohner mussten Schokland verlassen und mit ihrem Hab und Gut ans Festland ziehen – damals waren 635 Schokker auf der Flucht vor Armut und der Kraft des Wassers. Ironischerweise wurde Schokland jedoch 1942 im Zuge der Einpolderung des Nordostpolders komplett trockengelegt. Vorbei sind also die Zeiten der rauen See, in der die Wellen an die Fenster preschten und Bewohner bei Wind und Wetter auf das offene Meer ziehen mussten.

Für die UNESCO stellt Schokland vor allem einen Ort dar, an dem man Spuren menschlicher Siedlungen bis auf 10.000 Jahre zurückdatieren kann. Hier wurden zahlreiche Gegenstände gefunden, die auf ein frühes Leben auf der Insel hinweisen. So wurden zum Beispiel 1984 menschliche Fußabdrücke gefunden.

Immer wieder blickt man auf das flache Land Schoklands
Immer wieder blickt man auf das flache Land Schoklands

FAQ

Im Folgenden beantworten wir euch die wichtigsten Fragen zu Schokland.

Wo liegt Schokland?

Die trocken gelegte Insel Schokland liegt im Nordostpolder der Niederlande und damit weniger als eine Stunde entfernt von Amsterdam.

Was ist ein Polder?

Ein Polder beschreibt ein trockengelegtes Stück Land. In den Niederlanden wurde vor allem im 17. Jahrhundert ein Großteil des Landes trockengelegt – als Schutzmaßnahme und Möglichkeit, mehr Land zu schaffen.

Was heißt Einpolderung?

Einpolderung beschreibt die Trockenlegung von Landschaften durch Deich- und Grabenbau.

Sehenswürdigkeiten

Schokland Museum

Das Schokland Museum ist die erste Anlaufstelle für Besucher der Insel. Es befindet sich auf der Middelburg und damit auf einem der damaligen drei Wohnhügel, die den Schokkern einst Schutz vor dem stets steigenden Wasser boten. Im Museum wandert ihr durch die Geschichte der Insel. Dabei startet ihr in der Eiszeit und bewegt euch entlang der historischen Eckpfeiler bis hin zu den letzten Tagen, die die Bewohner auf der Insel verbringen konnten. Vor allem aber lernt ihr hier viel über die Geologie und Archäologie des Nordostpolders und könnt die Entstehung sowie den Untergang der Insel nachverfolgen.

Eintritt

Erwachsene 8 €
Kinder 5 €

Öffnungszeiten

Ticket: 8 € für Erw., Kinder von 6 bis 11 Jahren 5 €

Adresse

Museum Schokland, Middelbuurt 3, 8319 AB Schokland
Website (Link)

Die Enserkerk auf Schokland kann einige Geschichten erzählen
Die Enserkerk auf Schokland kann einige Geschichten erzählen

Enserkerk

Die Kirche (Enserkerk) aus dem Jahr 1834 wurde eigentlich in Middelbuurt an Stelle einer älteren Kirche errichtet. Heute gehört sie zum Gelände des Museums und wird nicht mehr für Gottesdienste genutzt. Beliebt ist sie bei den Niederländern aber vor allem für Trauungen, die hier in den Sommermonaten fast wöchentlich stattfinden. Die damalige Kirche stand an gleicher Stelle bereits seit 1717, wurde jedoch bei einem großen Hochwasser 1834 komplett zerstört.

Grabsteine wurden immer mal wieder als Baumaterial verwendet
Grabsteine wurden immer mal wieder als Baumaterial verwendet

Grabsteinfragmente

Eine besondere Sehenswürdigkeit auf Schokland sind vor allem die Grabsteinfragmente, die sich vor dem Filmsaal vor der Kirche befinden. Interessanterweise wurden in den Niederlanden zu früheren Zeiten häufig Grabsteine als Baumaterial verwendet. Sobald es also zu einer Friedhofsauflösung kam, wurden die Grabsteine offiziell verkauft – und in den meisten Fällen sogar als Deichverstärkung verwendet. Das hatte vor allem auch einen wichtigen Grund: Durch die zahlreichen Überseeschiffe, die in der Zuiderzee verkehrten, wurde immer wieder der Schiffsbohrwurm eingeführt. Dieser fraß sich nach und nach durch grundsätzlich alles, was Holz war. Allein deswegen war Stein als Baumaterial unheimlich gern gesehen.

Auf Schokland findet ihr heute sogar eine Grabplatte aus dem Jahr 1799, die nach dem Abbruch der Kirche bei Gent (Belgien) nach Nordholland verschifft wurde.

Schuppen für Schoklands Eisbahn

Eines der ältesten Gebäude auf Schokland ist der Schuppen für den Eiskahn, der sogar seit 2002 unter Denkmalschutz steht. Diesen findet ihr rechts neben dem Filmsaal. Der Schuppen stammt aus dem 19. Jahrhundert und diente früher als Bootshaus für den Eiskahn der Schokländer, mit dem sie an eisigen Wintertagen über das Eis ‚fuhren‘. Das war möglich, da der Kahn an der Unterseite mit Kufen ausgestattet war und somit auch auf breiten Eisflächen gut funktionierte.

Pomphuis

Direkt neben der Kirche findet ihr das ‚Pomphuis‘. Hier konnten Inselbewohner früher für einen geringen Beitrag Trinkwasser pumpen. Die Einnahmen kamen bedürftigen Schokländern zugute.

Eine Nachbildung der Häuser aus früheren Zeiten
Eine Nachbildung der Häuser aus früheren Zeiten

Süßwasserreservoire und Fundament eines Wohnhauses

Kaum zu glauben, dass Insulaner auch ein Problem der Wasserknappheit haben, doch tatsächlich war es unheimlich schwierig, auf Schokland ausreichend Trinkwasser zur Verfügung zu stellen. Deswegen findet man auf der Insel bis heute Reste von Brunnen. Dieses war jedoch nicht für Trinkwasser gedacht. Die eigentlichen Süßwasserreservoire befanden sich unter den Häusern und funktionierten ganz einfach: über das Dach wurde Regenwasser aufgefangen und weiter in das Speicherbecken geleitet.

De Zuidert

Terp de Zuidert war das kleinste Viertel auf Schokland. Im 19. Jahrhundert wohnen hier gerade einmal 70 Menschen. Heute findet ihr hier noch ein kleines Haus, das den damaligen Wohnhäusern der Schokker ähnelt.

Oude Kerk van Ense & Vuurplaat van de Zuiderpunt

Die Oude Kerk van Ense und den Vuurplaat van de Zuiderpunt befinden sich am südlichsten Punkt der Insel. Hier findet ihr noch Reste der ehemaligen Kirche van Ense.

De Misthoorn ist eines der neuesten Monumente auf Schokland
De Misthoorn ist eines der neuesten Monumente auf Schokland

De Misthoorn

Das Gebäude ‚De Misthoorn‘ stammt aus dem Jahre 1921 und war, wie der Name schon sagt, zunächst ein Mistschuppen. Später wurde das Haus jedoch auch als Wohnhaus verwendet.

Nationaal Binnenvaart Monument

Das Denkmal erinnert an die Schifffahrt, die für die Niederlande bis heute von großer Wichtigkeit ist. Es ist sechs Meter hoch und wurde vom Künstler Ids Wilemsma im Jahr 2009 komplett aus Stahl erschaffen.

Gasthuis de Lichtwachter

Das Wohnhaus des Leuchtturmwärters stammt aus dem Jahr 1901. Beide, Wärter und seine Frau, wohnten hier bis 1941 am Hafen von Emmeloord auf Schokland. Solange, bis auch diese Seite von Schokland trockengelegt wurde.

Schokland Haven

Direkt gegenüber von De Misthoorn und dem Gasthuis De Lichtwachter seht ihr den ehemaligen Hafen von Schokland, der jetzt natürlich komplett auf dem Trockenen liegt. Nur die Pfähler und die Firm erinnern noch grob an die vielen Schiffe, die hier einst in der tobenden Zuiderzee vor Anker lagen.

Schokland umrundet ihr am besten mit dem Fahrrad
Schokland umrundet ihr am besten mit dem Fahrrad

Aktivitäten

Schokland könnt ihr auf drei Arten richtig gut erleben: Zum einen solltet ihr euren Besuch zunächst im Museum starten, um euch über die Insel selbst zu informieren und das Museumsgelände zu erkunden. Von hier aus könnt ihr euch im Museumsshop ein Fahrrad für 7,50 € leihen und die Insel per Rad erkunden oder wandern.

Wir haben uns für die Rad-Option entschieden. Auf einer schönen Radstrecke von etwa 10 Kilometern könnt ihr die Insel einmal komplett umrunden. Das dauert ca. 1 Stunde ohne Stopps und bringt euch wirklich in jede Ecke und jeden Winkel der ehemaligen Insel.

Essen & Trinken

Restaurant Schokland

Richtig gut essen könnt ihr im Restaurant Schokland, das sich direkt auf dem Museumsgelände befindet. Hier könnt ihr mittags auf der Terrasse leckere (und typisch holländische) Broodjes essen oder am Nachmittag bei einem Stück Appeltaart und einem Koffie Verkeert die Zeit vergessen. Ganz klare Empfehlung!

Öffnungszeiten

Di-So 10-18 Uhr

Adresse

Middelbuurt 2, 8319 AB Schokland

Das Bed & Breakfast Gastvrij ist unsere klare Empfehlung
Das Bed & Breakfast Gastvrij ist unsere klare Empfehlung

Hotel-Tipps

In und um Schokland gibt es wenige bis gar keine Hotels, dafür aber tolle Gasthäuser, in denen ihr meist direkt mit den Familien, denen das Haus gehört, zusammenwohnt. Wir haben im Gasthaus Gastvrij Schokland geschlafen und können euch dieses absolut empfehlen. Die Zimmer sind super modern und neu – das Frühstück gibt es liebevoll zubereitet direkt ins Zimmer.

Hotel-Tipps

Gastvrij Schokland

Ob das Gasthaus an euren Wunschdaten noch verfügbar ist, könnt ihr einfach online checken.

Verfügbarkeit checken

Fragen & Tipps

Habt ihr Fragen zu Schokland oder sogar eigene Tipps? Dann hinterlasst uns gern einen Kommentar, wir freuen uns drauf! Wenn ihr unsere Reise nochmal im Detail nachreisen möchtet, dann werft unbedingt einen Blick in unsere Stories auf Instagram.

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